* 7. Februar 1870 in Penzing (heute in
Wien) 1900 Privatpraxis für Allgemeinmedizin
1902 stieß Adler zum Kreis von Sigmund Freud
1911 Gründung des "Vereins für
Individualpsychologie"
† 28. Mai 1937 in Aberdeen (Schottland) |
Die ausgeprägte Angst vor dem Tod bestimmte Adler, Arzt zu werden. Er
studierte in Wien Medizin und arbeitete mehrere Jahre als Augenarzt in einem
Krankenhaus. Er eröffnete im Jahre 1900 eine Privatpraxis für Allgemeinmedizin.
Sehr bald stellte er fest, dass viele körperliche Leiden, über die seine
Patienten klagten, mit den herkömmlichen medizinischen Mitteln nicht zu beheben
waren. Um seinen Patienten besser helfen zu können, studierte er Psychiatrie.
1902 stieß Adler zum Kreis von Sigmund Freud (1856-1939). Zehn Jahre lang
verband die beiden Männer ein freundschaftliches Lehr- und Arbeitsverhältnis.
Doch am Ende ihrer Beziehung waren ihre unterschiedlichen Ansichten zu
Grundfragen des psychologischen Denkens unüberbrückbar geworden, und sie wurden
erbitterte Feinde. Adler glaubte nicht wie Freud daran, dass Störungen der
kindlichen Sexualität Ursache seelischer Probleme im Erwachsenenalter seien.
Ebenso lehnte Adler Freuds patriarchalische Auffassung ab. In Adlers Augen waren
Frauen und Männer von Natur aus gleichwertig und ihre Unterdrückung zum Schaden
beider Geschlechter. 1911 begründete er mit dem "Verein für
Individualpsychologie" eine eigene tiefenpsychologische Schule.
Seit
1926 lebte Adler mit seiner Ehefrau, Raissa Timofejewna, einer Russin
und einer leidenschaftlichen Gegnerin der Zarenregierung in Russland, und seinen
vier Kindern die meiste Zeit in den USA und lehrte als Gastprofessor an der
Columbia University und dem Long Island College of Medicine. 1935 siedelte er
mit seiner Familie ganz in die Vereinigten Staaten über. Adler glaubte an die
Gleichwertigkeit aller Menschen. Besondere Aufmerksamkeit widmete er
Verhaltensweisen, die er "Körpersprache" nannte.
So saßen seine Patienten, wie er selbst,
gleichberechtigt auf einem Stuhl. Es kam auch vor, dass sich Adler zu Füßen
eines Kindes hinsetzte, damit es sich nicht so klein vorkam und seine Angst
verlor. Adler legte in seiner Analyse der individuellen Entwicklung den
Schwerpunkt auf das Minderwertigkeitsgefühl als motivierende Kraft im Menschen.
Ihm zufolge sind bewusste und unbewusste Gefühle und Handlungen der
Minderwertigkeit mit kompensierenden Abwehrmechanismen grundlegende Ursachen für
das psychopathologische Verhalten. Entsprechend ist es die Aufgabe des
Psychiaters oder Psychoanalytikers, solche Gefühle zu identifizieren, rational
zu erklären und so den beim Patienten erzeugten kompensatorischen neurotischen
Willen zur Macht aufzubrechen. |
- Studie über
die Minderwertigkeit von Organen
(1907)
- Über den
nervösen Charakter (1912)
- Praxis und Theorie der
Individualpsychologie (1918)
- Menschenkenntnis
(1927)
- The Pattern of
Life (1930)
- Herausgeber
der Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie (1914-1937)
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